Sicherheit

Gemeinsam geht es besser

Der Staat muss nicht alles alleine machen. Private Sicherheitsunternehmen können öffentliche Akteure bei vielen Aufgaben unterstützen und entlasten.

Es gäbe viele Bereiche, in denen sich öffentliche und private Sicherheits-Akteure ergänzen können, ist Stefan Bisanz, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Personenschutz, überzeugt. Das gilt zum einen eben beim Schutz von Menschen. Hier unterscheiden sich die Philosophien von Polizei und privaten Diensten. Die Polizei habe beim Personenschutz eher terroristische Bedrohungen von Menschen aus dem politischen Umfeld im Fokus. Wenn es um Gefahrenabwehr von Menschen aus der Wirtschaft gehe, seien hingegen meist Sicherheitsunternehmen tätig, und hier gehe es um Bedrohungen wie zum Beispiel Entführungen.

Das Know-how der privaten Dienste werde allerdings häufig nicht gewürdigt, beklagt Bisanz. Dabei könne die private Sicherheit einiges einbringen. „Viele Atomkraftwerke, Flughäfen und andere strategisch wichtige Einrichtungen werden von privaten Diensten bewacht. Wenn wir hier näher zusammenrücken würden, könnten auch die öffentlichen Stellen davon profitieren, und die Sicherheit würde insgesamt verbessert.“ Immerhin beschäftigen private Unternehmen in Deutschland insgesamt 280.000 Mitarbeiter. Bei der Polizei sind hingegen 270.000 Beamte tätig. „Wir sollten einfach näher zusammenrücken“, sagt Bisanz.

Helfen könnten die Privaten auch in anderen Gebieten, zum Beispiel bei der Begleitung von Schwertransporten. Das stemmt derzeit zum großen Teil die Polizei. Allein in Nordrhein-Westfalen begleiten Polizisten mehr als 25.000 Schwertransporte im Jahr. Das könnten private Sicherheitsexperten übernehmen, die Polizisten stünden für andere Aufgaben zur Verfügung, sagt Bisanz. Problem: Sicherheitskräfte brauchen für die Begleitung von Schwertransporten spezielles Wissen. Das fehle den privaten Diensten, bemängeln Behörden, so Bisanz. „Natürlich können private Unternehmen das heute selten leisten, da es bislang kaum nachgefragt wird.“ Es sei aber kein Problem, die Kräfte dafür auszubilden. „Sagt, was ihr braucht, dann werden wir passende Lehrgänge konzipieren.“ Dies könne in Zusammenarbeit mit Polizeiausbildern und IHKs geschehen.

„Vieles ist hier denkbar“, ist Düsseldorfs Ordnungsdezernent Christian Zaum überzeugt. „Es kommt immer auf den Einzelfall an.“ Zumindest für seinen Zuständigkeitsbereich kann Zaum auf „sehr gute Erfahrungen“ bei der Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsunternehmen blicken. Insbesondere bei Großveranstaltungen. So unterstützen beim Karneval private Sicherheitskräfte die Mitarbeiter des Ordnungsamtes bei der Durchsetzung des Glasverbotes in der Altstadt und beim Umzug. Sie kontrollieren, ob Besucher Gläser oder Glasflaschen dabei haben. Es werde durchaus verschiedentlich gefragt, ob das zulässig sei, sagt Zaum. Die Grenze des Machbaren sieht er klar definiert: „Grundlage sind die rechtlichen Vorgaben. Wir müssen unterscheiden zwischen hoheitlichen und sonstigen Befugnissen.“ Die Stadt greift bei den zulässigen Aufgaben gerne auf private Unterstützung zurück. „Ohne sie könnten wir viele Aufgaben nicht ausführen.“ Düsseldorf lockt mit einer Vielzahl von großen Ereignissen oft hunderttausende Menschen an, sei es die große Kirmes am Rhein, der Japan-Tag oder Konzerte und andere Veranstaltungen. Großveranstaltungen werden bereits seit Jahren zwischen Veranstaltern und allen Ordnungskräften, also zum Beispiel Polizei, Ordnungsamt, private Sicherheitsunternehmen, aber auch Ämter wie das Straßenverkehrsmanagement, intensiv vorbereitet, um zum Beispiel Pläne und Notfallmaßnahmen zu besprechen. Am Veranstaltungstag selbst entsenden alle Akteure, die mit Sicherheit zu tun haben, einen Vertreter ins Rathaus, um im Bedarfsfall direkt notwendige Maßnahmen abstimmen und einleiten zu können. „Wir haben hier seit vielen Jahren eine gut gelebte Praxis in der Zusammenarbeit“, bilanziert Zaum.

Auf eines legt der Dezernent dabei Wert: Private Unternehmen müssen gut geschultes Personal gezielt auswählen. „Mit Blick auf die Außenwahrnehmung ist uns Qualität sehr wichtig.“ Angesichts der Tatsache, dass Personen mit öffentlichem Auftrag oft auf Misstrauen oder sogar Ablehnung stoßen, sei ein „vernünftiges Auftreten“ wichtig. Die Sicherheitskräfte müssten als Helfer vor Ort wahrgenommen werden.

VON PATRICK PETERS

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Kommentar

2 Kommentare

  • Der Autor dieses Artikels völlig Recht und die Behörden haben in dieser Hinsicht auch schon vollumfänglich reagiert. Leider wird jedoch auch bei den Sicherheitsdienstleistungen immer noch schlecht bezahlt und oft Verträge an den billigsten, statt Qualifiziertesten vergeben. Als Inhaber der http://www.detektei-schuett.de kann ich aus meiner Berufserfahrung sagen, dass gerade im privaten Ermittlungsbereich hier noch am falschen Ende gespart wird. Wer in Bananen bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn später Affen die Arbeit machen, um einen guten Kollegen von mir zu zitieren.

  • Sicherheitsunternehmen können öffentliche Akteure bei vielen Aufgaben unterstützen und entlasten. Wie gut das geht sehen wir bei den Flughafenkontrollen Düsseldorf/Köln. Schlecht ausgebildet, schlecht bezahlt und viel zu wenig Personal.
    Wer soll mehr private Sicherheitsunternehmen eigentlich kontrollieren. Ordnungsämter schaffen heute schon nicht einmal ihren Aufgabenbereich zu 100 % zu erfüllen. Staatliche Stellen wie Bundespolizei und Zoll fehlt das Personal für aufsichtsrechlichhe Kontrollen. Fall Duisburg – keiner trägt irgendeine Verantwortung. Es muss für diesen Sektor hohe Hürden, Verantwortung und wenn’s mal schief läuft auch Haftung geben ohne wenn und aber.